Was hat Dir an der Fotoreise besonders gut gefallen ?
Ich bin ja eigentlich kein Fan von Gruppenreisen. Oft gehen die Interessen der Teilnehmer so stark auseinander, dass die zu findenden Kompromisse keinen richtig befriedigen. Die zumeist positiven Erfahrungen haben uns überhaupt erst bewogen, so eine Themenreise selber einmal auszuprobieren. Größe, Zusammensetzung und Harmonie in der Gruppe haben, ebenso wie die Betreuung, meine Erwartungen übertroffen. Bei allem Stress durch das doch recht kompakte Programm haben die fast zwei Wochen echt Spaß gemacht. Ein dritter Bilderbesprechungstermin am Ende wäre noch gut gewesen, aber die ersten zwei haben auch schon geholfen
Wie war die Organisation vor Ort? Worauf hast Du besonderen Wert gelegt ?
Als wir uns vor einiger Zeit überlegt hatten, dass Vietnam eine Reise wert ist, kamen wir zu dem Ergebnis, dass dies nur organisiert Sinn macht. Bei der Größe und Vielfältigkeit des Landes erschien uns eine selbstorganisierte Reise zu kompliziert zu werden. Von daher passte die Fotoreise ideal. Dass die Orga vor Ort derart perfekt funktioniert hat, ist für mich eines der größten Highlights und positiven Überraschungen. Sich um nichts kümmern müssen und dann so ein perfekter Reiseablauf – ideal. Alle lokalen Unterstützer waren pünktlich vor Ort und ausgesprochen lieb und hilfreich. Vielen Dank dafür an alle.
Was konntest Du persönlich mitnehmen, was hast Du gelernt, welche Kenntnisse konntest Du verbessern ?
- In der Theorie ist mir die Funktionsweise einer Kamera ja durchaus bekannt. Und welche Fehler man bei der Motivsuche machen kann, erkenne ich beim Betrachten der Bilder auch. Spannend für mich war der Vergleich zwischen einem professionellen Fotografen, der mit Fotos Geld verdient, und den eher künstlerisch angehauchten Lehrkräften an der VHS. Da treffen zwei Schulen aufeinander und ich muss wohl meinen eigenen Weg irgendwo dazwischen finden. Beim Fotografieren gibt es für mich Bilder, die für sich sprechen und Bilder, die zu mir sprechen. An der ersten Kategorie kann ich arbeiten und üben. Über die zweite Kategorie muss ich nicht diskutieren.
- Das Wechselspiel zwischen Blende und Belichtungszeit hast du sehr gut erklärt, insbesondere das Arbeiten mit offener Blende werde ich stärker benutzen. Der Einsatz der ISO-Automatik hängt für mich stark von der verwendeten Kamera ab. Schon unsere beiden Nikon zeigten stark unterschiedliches Verhalten. Also auch üben.
- Bewegungsunschärfe war nichts neues für mich, üben und auf den Hintergrund achten haben geholfen.
- Vietnam habe ich in RAW, Kambodscha in JPEG aufgenommen. Irgendwie finde ich RAW und geeignete Profile immer noch besser. Da werde ich aber noch ein paar Experimente machen.
- Spannend ist für mich zu erkennen, wie die Wahl eines Ausschnitts den Charakter eines Bildes nachträglich positiv verändern kann.
- Als sehr angenehm habe ich empfunden, dass du erklärt hast und Tipps gegeben, das alles aber ohne missionarischen Eifer. Kenne ich von der VHS anders.
Wie war das Fotografieren und Reisen mit einer Gruppe von Fotografen für Dich ?
Kurze Antwort: positiv
Längere Antwort: Es ist schon toll, sich beim Fotografieren nicht von anderen Teilnehmern gehetzt zu fühlen. Meistens. Wenn Gruppenreise, dann so eine Fotoreise. Zumindest, wenn Fotografieren für mich im Vordergrund steht. Wobei ich es auch für wichtig halte, ab und zu nur mit den Augen zu sehen.
Was ist das Faszinierende für Fotografen in Vietnam und Kambodscha ?
Was ist überhaupt das Faszinierende an diesen Ländern? Überwiegend freundliche Menschen. Chaotischer Verkehr. Fremde und doch irgendwie vertraute Kultur. Beeindruckende Natur. Verborgene und wiederentdeckte Tempelanlagen. Von kriegerischen Auseinandersetzungen geprägte Verhältnisse, deren Auswirkungen auch unsere Gesellschaft stark beeinflusst haben. Und alles das kann der Fotograf versuchen, in sprechenden Bildern einzufangen. Für sich und für andere.
Welche fotografischen Highlights sollte man auf gar keinen Fall verpassen ?
Das Leben in der Altstadt von Hanoi, die Ruhe in der Ha Long Bucht, die Imposantheit der kambodschanischen Tempel. Und das Leben im Mekong-Delta. Und die Hinterbleibsel des Vietnam-Kriegs. Und, und, und. Oft sind es die kleinen, spontanen Erlebnisse, die in Erinnerung bleiben: Tropenregen in gepunkteten Plastiktüten.
Gibt es persönliche, lustige oder auch ernste Anekdoten ?
Dazu fällt mir nicht wirklich etwas ein. Morgens vor dem Aufwachen aufstehen. Und abends nach dem letzten Bier uns Bett fallen. Und zwischendurch sind einige dem Egg-Coffee verfallen. Zumindest die getrösteten Maden haben keinen süchtig gemacht.
Was willst Du fotografisch noch ausprobieren ? Was würde dich bei einer nächsten Reise besonders erfreuen ?
- Nachtaufnahmen bzw. Langzeitbelichtung ist sicherlich ein Thema. Wobei das Ergebnis wirklich dunkel und nicht ISO verpixelt sein sollte. Mit Zeit zum Experimentieren und Besprechen
- Tieraufnahmen sind auch spannend. Wie stellt man die Kamera am besten für schnelle Schnappschüsse ein, wie für „müde Motive“
- Tipps für Bilder mit starkem Kontrast (Meer, Strand, Schnee, …)
- Wir hatten zwei Kameras und drei Objektive: 16-85, 18-35, 70-300. Ich hatte Weitwinkel- und Tele-Zoom und oft das Gefühl, für spontane Motive gerade das falsche Objektiv drauf zu haben. Für spezielle Motive hatte ich dann natürlich genau das richtige Objektiv, zumindest dabei. Was kannst du denn als Universal-Reiseobjektiv empfehlen??
Welche neuen Reiseziele interessieren Dich am meisten ?
Da gibt es mindestens vier Gruppen:
- Costa Rica mit Landschaft, Menschen, Tieren und ggf. Erweiterung um Nicaragua (Vulkane, Kolonialstädte). Könnte man auch noch in Richtung Panama ausdehnen aber für mich wäre weniger mehr. Hier fände ich eine zweiwöchige Fotoreise mit optionaler, einwöchiger Karibik-Erholung und ggf. Fotonachbesprechung toll.
- Afrika ist bei mir immer noch ein fast weißer Fleck auf der Landkarte. Südafrika/Namibia wäre so ein Ziel oder auch Kenia oder ??? Tiere, Natur, Menschen und vielleicht ein schicker Wasserfall – das würde mir gefallen. Dauer auch wieder zwei Wochen und ggf. auch mit optionaler Badewoche im Anschluss
- Israel, Jordanien, Libanon – was politisch machbar ist. Ich kenne nur die Gegend um Tel Aviv und fand Land und Leute spannend. Ist sicherlich nicht ganz unkritisch aber immerhin ist die Gegend nicht ganz unwichtig für unsere Geschichte. In diese Kategorie gehört auch Mesopotamien, aber ob ich jetzt wirklich in den Irak will? Vielleicht sind diese Gegenden spannend und nicht so gefährlich, wenn man sich von Leuten beraten lässt, die sich dort auskennen. Dauer auch wieder zwei Wochen
- Die baltischen Staaten kann man sicherlich auch auf eigene Faust bereisen. Eine gut vorbereitete Fotoreise hat jedoch auch ihre Vorteile. Man muss sich halt vorher um wenig kümmern und hat vor Ort kundige Ansprechpartner. Kann auch noch mit Königsberg kombiniert werden. Das geht inzwischen wohl visumstechnisch. Je nach Umfang 10-14 Tage
Wie lange sollte deine Wunschreise sein ?
Wie schon beschrieben – so zwischen 10-14 Tagen. Wenn es sich anbietet, fände ich eine optionale Erholungswoche gut, in der man entweder nichts tut oder sich gemeinsam den Fotos widmen kann. Oder von beidem etwas. Ich fand unsere Reise super. Es gab aber so viele Eindrücke zu verarbeiten, dass dazu die reine Reisezeit nicht ausreichend war. Und am ersten Tag in Berlin gleich wieder vom Alltag eingeholt zu werden, hat bei der Verarbeitung auch nicht wirklich geholfen. Also in Ruhe sacken lassen wäre nicht schlecht – für die, die wollen.
Liebe Grüße und nochmals vielen Dank dem besten Reiseleiter forever
Optionale Hinweise für Interessierte:
- Wer vermutet, sein Adobe Creative Cloud Abonnement bei einer Vietnam-Reise aufstocken zu müssen, sollte das lieber zuvor in Deutschland machen. Wir hatten Probleme und mussten bis Kambodscha warten, bis Änderungen an den Cloud Diensten wieder zulässig waren.
- Die Geldautomaten in Vietnam zeigten sich nicht immer kooperativ. Zumeist kamen wir aber gut mit US $ bzw. Kreditkarte aus und letztendlich brauchten wir auch kaum Extrageld.
K.-P. E. aus B.